Philosophisch-ethische Rezensionen
|
Tamás Miklôs, Die Geschichtsphilosophie Walter Benjamin'sFür Miklôs geht es bei Benjamin um die Möglichkeiten, den Zwang und die
Grenzen der Interpretation von Geschichte. Dabei lehnt Benjamin die Idee einer objektiven Geschichte, bzw. des Fortschritts
ab. Geschichte ist für ihn eine Art Beute, die demjenigen gehört, der sie erobert. Nur ein von uns selbst interpretiertes
Leben ist ein eigenes Leben. So wird der Kampf um die Geschichte zu einem buchstäblichen Kampf um Leben und Tod. Ungedeutete
Geschichte gibt es dabei nicht, irgendwer interpretiert immer und sind es nicht wir, dann sind es die anderen. Jedes
Stück der Vergangenheit ist nachträgliche Interpretation. Jeder Interpret konstruiert eine eigene Vergangenheit, gibt
ihr Sinn. Jeder Mensch besitzt eine ‚schwache messianische Kraft‘ insofern er ein Bruchstück der Vergangenheit zur Erlösung
aus deren Sinnlosigkeit führt. Die Kraft des wahren Messias aber ist es, dass er die Interpretation von allem öffnet.
Alles deuten kann nur der, für den die Jetztzeit nicht endlich ist, sondern ewig. Er gibt der ganzen Vergangenheit Sinn.
Universalgeschichte ist darum für Benjamin nur als Heilsgeschichte denkbar.
|